Joachim Giesel, Uli Hoeneß beim Spiel gegen Hannover 96 im Eilenriedestadion, 1976.
Fußball spielt in der Familie Giesel schon immer eine große Rolle. Gleich zweimal ist das Spiel um das runde Leder für Joachim Giesels Karriere als Fotograf richtungsweisend. Das erste Honorar zahlt ihm die Jugendzeitschrift Rasselbande für seine Fotografien vom Länderspiel der Bundesrepublik Deutschland gegen die Sowjetunion am 15. September 1956 in Hannover. Zu diesem Zeitpunkt ist Giesel gerade einmal sechzehn Jahre alt und fotografiert mit seiner ersten Kamera – einer Voigtländer Bessa – das historisch bedeutsame Ereignis. Sein Weg zur ersten Festanstellung als Pressefotograf wird ihm nach Abpfiff eines Spiels des SV Arminina Hannover geebnet, für die Giesel seit seinem elften Lebensjahr spielt. Während eines Spielerinterviews wird er von dem Sportreporter Hans Rohberg ermutigt, sich nach Abschluss seiner Ausbildung zum Fotografen bei der Hannoverschen Presse zu bewerben.
Im Verlauf seiner Karriere steht der aufstrebende Fotograf immer wieder mit seiner Kamera am Spielfeldrand, sei es im Auftrag der Hannoverschen Presse, des Bergmann-Verlags aus Unna oder für den kicker. Er fotografiert Fußballgrößen wie Uwe Seeler oder Uli Hoeneß und ist Zeuge von historischen Spielen. Für den Bergmann-Verlag fotografiert er Spieler vor und während verschiedener Bundesliga- und Länderspiele. Die Porträts werden auf kleinformatige Sammelkarten im Format 9 × 6 Zentimetern gedruckt und für wenige Pfennige an Kiosken verkauft. In Sammelalben können diese von Kindern und Erwachsenen gesammelt, aufgeklebt, getauscht und von Fußballern signiert werden. Diese Alben sind der Vorläufer der bis heute erhältlichen Panini-Sammelbilderalben.
Anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 1970 in Mexiko fertigt Giesel Spielerporträts der bundesdeutschen Nationalmannschaft um Franz Beckenbauer und Gerd Müller an. Vier Jahre später dokumentiert er die geschichtsträchtige WM in der Bundesrepublik, bei der die Nationalmannschaften der BRD und DDR das erste und einzige Mal aufeinandertreffen.
Ab den 1970er Jahren sind Fußballer nicht mehr nur auf dem Spielfeld gefragt, sondern erzielen als Markenbotschafter für zahlreiche Produkte des westdeutschen Wirtschaftswunders, lukrative Nebenverdienste. Durch die Etablierung der Bundesliga und die Berichterstattung im Fernsehen mit der Sportschau und in der Presse mit dem Fußballmagazin kicker steigt die Popularität des Fußballs und einzelner Spieler. Mit der Kommerzialisierung des Sports entstehen neue Wirtschafts- und Werbezweige, an denen Giesel gerne und gut mitverdient.Vor seiner Linse posieren die bedeutendsten Fußballspieler der Zeit: Gerd Müller im Jahr 1969 für einen Farbfernseher von Telefunken und „Kaiser“ Franz, der sich 1978 für den Schreibwarenhersteller Pelikan in Szene setzt.
Fußball ist damals wie heute mehr als nur ein Sport, sondern ein Massenphänomen, welches nationale Identität stiftet und ein Millionenpublikum bewegt. Giesel fotografiert als begeisterter Fußballfan die Facetten des Sports: sei es als Bildjournalist am Spielfeldrand oder als Werbefotograf am Set.