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Ein Modell räkelt sich mit verträumtem Blick auf einer Couch, die direkt vor der Startbahn eines Flughafens abgestellt worden ist. Im Hintergrund markieren grelle Scheinwerfer die Bahn, von der eben ein Flugzeug abgehoben ist, um im Abendrot des rot-orange leuchtenden Abendhimmels zu entschwinden. Was ist das für eine absurde Szenerie? Tatsächlich handelt es sich um eine Werbekampagne, in deren Zentrum die Kalbsfelldecke der Firma Kräußlich steht, für die Joachim Giesel um 1972 engagiert wird. In früheren Anzeigen wird das Produkt mit Fotografien beworben, die im Studio entstehen. Doch dieses Mal fährt Giesel zum Flughafen Hannover bei Langenhagen, um zu planen, wie er das Kamerastativ positionieren und wann er den Auslöser drücken muss, damit ein Flugzeug zentral im Abendrot über der Couch zu sehen ist. Ein Aufwand, der heute dank der Möglichkeiten der digitalen Nachbearbeitung nicht nötig wäre. Auf diese Weise entsteht ein Katalog für Echtfelldecken. Die Aufnahme der Frau, die sich gleichsam Venus in einer klassischen Aktpose im gleißenden Scheinwerferlicht auf der luxuriösen Echtfelldecke ausstreckt, erscheint gleichermaßen kitschig wie surreal. Doch in ihrer vermeintlichen Absurdität liegt die Kraft der Fotografie: Sie weckt die Sehnsucht nach Freiheit und Ferne, wobei man beinahe vergisst, dass es sich um Werbung für Echtfelldecken handelt.

Charlotte Stobbe