Joachim Giesel, Tambourcorps auf dem Schützenausmarsch, Hannover, zwischen 1983 und 1986.
„Mit Schützenfest habe ich nichts am Hut“, sagt Joachim Giesel über sich selbst. Und doch ist er für die Hannoversche Presse über Jahrzehnte hinweg stets mittendrin. Als Fotojournalist mischt er sich unter die Feierwütigen, um das weltweit größte Schützenfest abzulichten. Die Ergebnisse seiner Arbeit erscheinen in der Regionalpresse, wo sie sich häufig von gewohnten und repetitiven Paradebildern abheben. Giesel ist auch hier wieder ganz nah am Menschen, indem er sich etwa den Bläsern des Tambourcorps entgegenstellt, die praktisch durch uns hindurch marschieren. Als Betrachter⁎in scheint man Teil des Geschehens zu sein, glaubt, die ohrenbetäubenden Klänge der Posaunen und Trompeten zu hören. Die Uniformen der Musiker kennzeichnen die Zugehörigkeit zum Verein und folgen historischen Kostümtraditionen. So kennzeichnet das goldene Symbol der Militär-Lyra auf den Schützenkappen die Zugehörigkeit zum Spielmannszug. Giesels Werk umfasst eine große Menge an Schützenfestbildern, welche die strenge Ordnung und die geregelten Abläufe der hannoverschen Tradition, die bis ins 15. Jahrhundert reicht, dokumentieren. Von müden Fahnenträgern, Gardetänzerinnen, stolzen Schützensenatoren, Standarten und Trunkenbolden bis hin zu Bruchmeistern, wankenden Jungschützen und besorgten Gattinnen. Auch wenn Giesel nach eigener Aussage nicht viel dem Schützenwesen abgewinnen kann, begegnet er dessen Traditionen, Akteur⁎innen und der Euphorie des Festes stets auf Augenhöhe.
Marietta Mann