Irving Penn, Pablo Picasso, 1957, Sammlung F.C. Gundlach, in: Ulrike Schneider & Thomas Weskin (Hg.): Spectrum-Photogalerie 1972–1991. Ein Rückblick. Ausgewählte Fotografien (Ausstellungskatalog, Sprengel-Museum Hannover, 21. Juni–3. September 1994), Hannover 1995, S. 69. (Joachim Giesel Archiv)
Pablo Picasso ist der bekannteste Künstler des 20. Jahrhunderts. Als Meister der Selbstinszenierung sind seine Abbilder kaum weniger bekannt als sein künstlerisches Œuvre. Das Privileg, den Universalkünstler aufzunehmen, wird jedoch nur „einigen ganz großen fotografischen Persönlichkeiten“ zuteil, wie Joachim Giesel in seiner Rede zur Vernissage der Ausstellung Picasso in Photographien am 27. Januar 1987 betont. Es bedarf eines besonderen Aufwandes für die Galeristen, um an die kostbaren und verstreuten Exponate zu gelangen. Neben Werken von Bill Brandt, Herbert List, Arnold Newman und Brassaï ist mit der Aufnahme der Fotografin Madame d’Ora auch der weibliche Blick auf „das größte Genie unseres Jahrhunderts“ vertreten. Der US-amerikanische Fotograf Irving Penn porträtiert Picasso 1975 in dessen legendärer Villa La Californie in Südfrankreich, wo er den Künstler in einer Verkleidung bestehend aus Filzhut und mit floralem Muster besticktem Tuch – einer Mantilla, die in Spanien zu besonderen Anlässen wie Stierkämpfen getragen wird – auf ganz eigene Weise in Szene setzt. Die rechte Gesichtshälfte im Schatten liegend, fixiert Picasso mit seinem linken Auge, in dem sich der Fotograf selbst spiegelt, die Betrachter⁎innen. Giesel hebt die ikonische Fotografie, als „eines der ausdrucksstärksten Porträts von Picasso“ hervor. Seine Einführung in die Ausstellung ermöglicht dem Publikum, einen Zugang zu den Fotografien zu erhalten und somit deren künstlerisches Potential zu erkennen.
Mathilde Blum