Kanzlergalerie

Joachim Giesel, Porträt Gerhard Schröder im Kanzleramt, Berlin, 2004.

Joachim Giesel und Gerhard Schröder kennen sich persönlich. Als der Fotograf einen Termin beim Kanzler anfragt, ist er in Schröders Büro offiziell mit dem Kürzel „p.b.“ – persönlich bekannt – vermerkt. Schon als Ministerpräsident von Niedersachen lässt sich Schröder von Giesel porträtieren – 1990 mit seinem VW Corrado G60 und 1994 für einen Artikel in der Wirtschaftswoche. Als Giesel ihn während der Vorbereitung seines Bildbandes Photo-Portraits aus Hannover (1990) für ein Porträt anfragt, sagt dieser zu. Der Termin findet im Niedersächsischen Landtag statt: Lässig lehnt Schröder an einem Tisch, die Rechte in der Hosentasche, hinter ihm das Niedersächsische Ross. Er ist der oberste Mann des Bundeslands. Dreizehn Jahre später reist Giesel nach Berlin. Diesmal findet der Termin mit Kanzler Schröder im neuen Kanzleramt statt. Giesel verfolgt wieder ein ähnliches Konzept: Erneut lehnt Schröder am Schreibtisch, die Hände in den Hosentaschen. Hinter ihm die Plastik eines Seiltänzers, unter den Büchern eine Anleitung für erfolgreiche Werbung: Momentum. Die Kraft, die Werbung heute braucht (2002). Der Medienkanzler strahlt Gelassenheit und Souveränität aus, weiß sich ins rechte Licht zu rücken. „Bild, BamS und Glotze sind für mich wichtig“, lautet sein Motto. Es soll nicht das letzte Mal sein, dass sich beide begegnen: Giesel hat sein Studio in der Plathnerstraße, in der auch Schröder wohnt. Als sich beide eines Sonntags zufällig treffen, vereinbart Schröder bei Giesel einen Termin für ein neues Passbild.

Konrad Schopplich

Zusatzmaterial

Joachim Giesel, Porträt Gerhard Schröder im Niedersächsischen Landtag, Hannover, 1990.
Joachim Giesel, Porträt Gerhard Schröder für die Wirtschaftswoche in der Ausgabe Nr. 10 vom 4. März 1994, Hannover, Januar/Februar 1994.