Promis

Joachim Giesel, Gruppenporträt Scorpions (aus der Serie Photo-Portraits aus Hannover), Hannover, 1990.

Am 9. November 1989 fällt die Berliner Mauer. Ein Jahr später veröffentlicht die Rockband Scorpions das Lied Wind of Change. Die Musikgruppe thematisiert in der Ballade den Kalten Krieg sowie die Teilung von Ost- und Westeuropa. In den Zeilen „The world is closing in, and did you ever think, that we could be so close, like brothers? The future’s in the air, I can feel it everywhere, blowing with the wind of change“, drückt sich ihre Hoffnung auf eine friedliche Zukunft aus. Nachdem Wind of Change 1991 die erfolgreichste Single des Jahres und eines der weltweit meistgespielten Lieder im Radio ist, entwickelt sich der Song zur Hymne der Wende im wiedervereinigten Deutschland. In dieser Epoche des historischen Umbruchs hat Giesel die Möglichkeit, die aus Hannover stammende Band für seine Publikation Photo-Portraits aus Hannover zu fotografieren. Ursprünglich möchte er sie im Tonstudio bei Proben für ihre Tournee zum Album Crazy World aufnehmen, doch dann entscheidet er sich für ein anderes Szenario: Er plaziert die fünf Bandmitglieder Herman Rarebell, Matthias Jabs, Rudolf Schenker, Francis Buchholz und Klaus Meine (v.l.n.r.) in einer dynamischen Konstellation vor einem Wellblechschuppen. In ihrer Lederkleidung, ihren Sonnenbrillen und unnahbaren Posen inszeniert sie der Fotograf als die Rockikonen ihrer Zeit. Giesels Arrangement der Musiker, die – vom Sonnenlicht geblendet – vor einem verfallenen Schuppen posieren, erscheint gleichsam als verbildlichte Interpretation ihres Wende-Hits. The future’s in the air.

Enya Elinor Felix