Joachim Giesel, Porträt Udo Jürgens, Hannover, 1969.
„Noch drei Minuten – dann geht der Vorhang auf, gleich steh’ ich auf der Bühne, das Spiel nimmt seinen Lauf. Das Lampenfieber kriecht langsam in mir hoch. Ich will es keinem zeigen und jeder merkt es doch.“ Entschlossen und smart blickt der elegant im schwarzen Anzug und mit Fliege gekleidete Schlagerstar in die Kamera. Als Joachim Giesel Udo während eines Aufenthalts des Musikers in Hannover 1969 im Foyer des Intercontinental Hotels trifft, schlägt er diesem vor, ihn vor einem schwarzen Flügel zu fotografieren. Damit erzeugt er eine geheimnisvolle Atmosphäre, die er mittels heller Scheinwerfer im Hintergrund verstärkt. Für den perfekten Auftritt fehlt gleichwohl der weiße Bademantel – das ikonische Requisit, das Jürgens seit seinem ersten Auftritt zum Abschluss jedes Konzertes trägt. Als das Foto entsteht, startet Jürgens seine bisher größte Tournee Udo 70. Mit 266 Konzerten in mehreren europäischen Ländern befindet sich der österreichische Sänger und Komponist auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Der Durchbruch gelingt ihm 1967 mit dem Siegertitel Merci, Chérie beim Grand Prix Eurovision de la Chanson. Liebe und Hoffnung sind zentrale Themen seiner Chansons. Mit Hits wie Griechischer Wein und Ich war noch niemals in New York schafft er zeitlose Klassiker der Popkultur und sprengt Rekorde der Musikgeschichte. Es ist nicht das erste Mal, dass Jürgens von Giesel fotografiert wird. Bereits vor seiner Tournee wird das Musikidol für ein Starposter abgelichtet.
Zoe Jarmila Warmbrunn