Werbeanzeigen für den Commodore cbm 3001, 1979. (Joachim Giesel Archiv)
Die Inhaberin eines Obstgeschäfts und ein Mann, der sich mit skeptischem Blick zur Kamera dreht. Beide von Joachim Giesel fotografiert, scheinen auf den ersten Blick nicht zur Zielgruppe technischer Innovationen zu gehören. Doch genau das soll die Anzeige des Commodore Microcomputer-Systems cbm 3001 widerlegen: „Commodore führt jedermann an den Computer ran!” Mit dem Versprechen wird Ende der 1970er Jahre eine neue Commodore-Linie auf den westdeutschen Markt gebracht, die den Arbeitsplatz revolutionieren wird. In den 1960er Jahren sind Computer noch fast ausschließlich in Lehr- und Forschungseinrichtungen, dann auch in Unternehmen zu finden. Für einfache Verbraucher⁎innen sind sie aber noch zu kompliziert zu bedienen und vor allem zu teuer. Der hier beworbene Heimcomputer, der 1978 auf der Hannover-Messe vorgestellt wird, ist kompakter, günstiger und benutzerfreundlicher. Glaubt man dem Werbeversprechen, erleichtert er alle Aufgaben der Büroarbeit – gleich ob Buchhaltung, Steuererklärung oder Terminplanung. Von nun an soll die Technologisierung nicht nur großen Firmen zugutekommen, sondern der ganzen Gesellschaft zugänglich sein. Es sind daher ganz normale Menschen, die Giesel hier fotografiert, sie könnten „jedermann” sein. Sie werden nicht vor spektakulären Kulissen inszeniert, sondern an alltäglichen Orten, um so die Alltagstauglichkeit des Produkts zu betonen. Der Commodore cbm 3001 steht exemplarisch für die technischen Innovationen, die Giesel in den 1970/80er Jahren mit seinen Werbefotografien in Szene setzt.
Charlotte Stobbe