„Journalisten und Fotografen haben die unausgesprochene Verpflichtung, sich mit ihrer Arbeit ‚zu Wort‘ oder ‚zu Bild‘ zu melden“ (Photo Presse 65 (4) 2010, S. 16), sagte Joachim Giesel zu der Fotoreihe Hauptsache Arbeit. „Arbeitslosigkeit ist in erster Linie ein menschliches Schicksal“ (Photo Presse 65 (4) 2010, S. 16) und wird von Giesel in seinen Fotografien auch als solches behandelt. Angesichts der Wirtschaftskrise 2008 nahm der Fotograf über den städtischen Beschäftigungsförderung in der Hölderlinstraße mit 60 Menschen aus Hannover Kontakt auf, die meist durch persönliche Schicksalsschläge ihre Arbeit verloren hatten und jetzt anderen Tätigkeiten z. B. Ein-Euro-Jobs beim Bau, als Umzugshelfer, in Gärtnereien, oder ABM-Verträgen in der Industrie nachgehen.
Giesel zeigte die Individuen in ihrem neuen Arbeitsumfeld. Sie schauen ruhig in die Kamera und steuerten einen kurzen persönlichen Kommentar zu sich und ihrer Lage bei, der unterhalb der ausgestellten Fotografien zu lesen war.
In ähnlicher Weise fotografierte August Sander zu Zeiten der Wirtschaftskrise 1929, z. B. unter den Titeln: Zigarettenverkäufer, Handlanger, Putzfrau, Waschfrau, Lackarbeiter, Kirmesarbeiter, Konditor oder Straßenarbeiter im Ruhrgebiet.
Giesels Motive begegnen den Betrachterinnen und Betrachter mit direktem Blick auf Augenhöhe. „Würde ist nicht lohnabhängig“ (Sedelies 2010, o. S.), so Joachim Giesel, der mit seinem freiwilligen Engagement dazu beizutragen wollte, dass „ein ‚neues Denken’ über das Thema Arbeit einsetzt und die Diskussion darüber zu einer Hauptsache wird“ (Sedelies 2010, o. S.).