Joachim Giesel, Porträt Teresa Orlowski (aus der Serie Photo-Portraits aus Hannover), Hannover, 1990.
Die Pornodarstellerin und -produzentin Teresa Orlowski (geb. 1953) lehnt gleichermaßen entspannt und selbstbewusst auf der Seitenlehne eines weißen Freischwingers. Sie ist leger in Rollkragenpullover, Lederjacke und gemusterter Jeans gekleidet, ihr Ausdruck ist ernst. Die Frau, zu deren Beruf es gehört, von vielen Augen angesehen zu werden, blickt die Betrachter⁎innen direkt an. Sie wird in ihrem Filmstudio von Scheinwerfern beleuchtet. Im Hintergrund eine fahrbare Filmkamera, Kabel, welche über den Fußboden laufen. Ein für Joachim Giesel typisches Backstage Setting. Da sonst keine Requisiten zu sehen sind, ist Orlowski jedoch nicht als Darstellerin oder Modell am Set. Vielmehr wird sie als erfolgreiche Filmemacherin vorgestellt – der Freischwinger dient ihr als Regiestuhl. Mit dieser Darstellung dekonstruiert Giesel das Image der „Pornoqueen“ Hannovers als Sex-Symbol, um stattdessen Orlowskis Rolle als Geschäftsfrau zu veranschaulichen. Eine Pionierin in der sonst von Männern dominierten Erotik-Branche: Sie ist Gründerin eines Hochglanz-Erotik-Magazins, leitet ihr eigenes Filmstudio sowie den Verlag Teresa Orlowski mit über 100 Mitarbeiter⁎innen, vertreibt Filme, Serien und Musik. Giesel zeigt die erfolgreiche Unternehmerin in ihrer beruflichen Alltagskleidung. Das Porträt fügt sich so zwischen den anderen Persönlichkeiten in Giesels Publikation Photo-Portraits aus Hannover (1990) ein.
Lea Weiß