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Joachim Giesel, Porträt Max Frisch, Hannover, 1968.

„Ein Zug von Trübsinn [in meinem Gesicht], den fast jedes Foto zeigt, missfällt mir seit eh und je. Das kommt von einer Lähmung der Augenlider […]. [Diese] kommt daher, dass ich als Bub, als ich die Masern hatte und im Halbdunkel liegen sollte, insgeheim mit Hilfe einer Taschenlampe stundenlang unter der Bettdecke gelesen habe“. Mit diesen Worten beschreibt der Schweizer Schriftsteller Max Frisch in der autobiografischen Erzählung Montauk (1975) seine ambivalente Haltung zu Fotografien, die ihn zeigen. Für Joachim Giesel ergibt sich 1968 die Möglichkeit, den Literaten zu porträtieren. Er zeigt Frisch im Brustporträt: Gemäß seinem markanten Erscheinungsbild trägt er eine dicke schwarze Brille und hält eine Tabakpfeife in der erhobenen Linken. Im Moment des Auslösens der Kamera erscheint die Pfeife in ihrer Bewegung hin zum Mund erstarrt. Der Pfeifenholm lenkt den Blick auf Frischs Gesicht und seine Augen, die wegen der Stärke der Brillengläser stark vergrößert werden. Sie bilden das kompositorische Zentrum des Porträts und verweisen durch ebenjenen „trübseligen Ausdruck“ auf Frischs Erinnerung, in der seine zukünftige Berufung als Schriftsteller anklingt. Tatsächlich wird Frisch mit Werken wie Andorra, Homo Faber oder Stiller zu einem der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren nach dem Zweiten Weltkrieg. Seine Erzählungen, gekennzeichnet durch ihren pointierten und ungeschönten Schreibstil, thematisieren oft einen inneren Konflikt des Protagonisten mit dem „eigenen Ich“ und die Suche nach einem Sinn des Lebens.

Enya Elinor Felix

Zusatzmaterial

Joachim Giesel, Porträt Max Frisch, Hannover, 1968.