Promis

Joachim Giesel, Porträt Ursula von der Leyen (aus der Serie 100 Hannoversche Köpfe), 2006.

Ursula von der Leyen. Seit Jahren ist sie eine der mächtigsten Frauen der Welt. Giesel zeigt sie in einem Ambiente, wie man es so vielleicht nicht erwarten würde. Im schwarzen Anzug sitzt sie auf einem gestreiften gepolsterten Stuhl in einem eleganten Barockzimmer. Ihre Arme hat sie auf der Marmorplatte eines Konsolentisches aufgestützt, auf dem ein Strauß mit weißen Rosen – gleichsam eine Anspielung auf „Röschen“, wie die Ministerin in ihrer Familie genannt wird – und eine Teetasse stehen. Die Spiegel an der Boiserie sind in vergoldete Rahmen gefasst; in einem spiegelt sich ein flämisches Landschaftsbild des 16. Jahrhunderts. Giesel nimmt das Porträt im Rahmen der Publikation 100 Hannoversche Köpfe (2006) auf. Zu dem Zeitpunkt ist die Politikerin Bundesfamilienministerin. Die Fotografie entsteht in ihrem Elternhaus in Beinhorn bei Hannover. Das Anwesen haben ihr Vater Ernst Albrecht, der ehemalige Ministerpräsident von Niedersachsen, und ihre Mutter erworben. Die 1958 Geborene wächst in dem großbürgerlichen Elternhaus zusammen mit einer Schwester und fünf Brüdern auf. Die Politikerin und siebenfache Mutter ist Mitglied der CDU und steht dennoch für ein Familienmodell, in dem eine berufstätige Frau gleichzeitig Mutter sein kann. Giesels Fotografie bildet eine Frau in einem gleichsam aristokratischen Umfeld ab. Nichtsdestotrotz zeigt sie eine starke Frau, die sich in der Politik, welche noch immer eine Männerdomäne ist, durchgesetzt hat – das Bild einer Politikerin, die gleichermaßen konservativ und modern ist.

Charlotte Stobbe