Joachim Giesel, Schwanensee, Hannover, 1996.
Prinzessin Odette wird von einem bösen Zauberer in einen Schwan verwandelt. Nur die Liebe des Prinzen Siegfried kann den Fluch brechen. Zur Musik von Peter Tschaikowski begleitet ein Schwarm von Ballerinas die beiden durch ihre tragische Liebesgeschichte Schwanensee (1877). „Der lange Abend wurde zu einem Meisterstück tänzerischer Erfüllung“, so die Hannoversche Allgemeine Zeitung, über das russische Ballett, das 1986 am Niedersächsischen Staatstheater inszeniert wurde. Das Feuilleton bewundert „Anmut und Leichtigkeit” und die „blendende Virtuosität” der Primaballerina Joyce Cuoco. Von einer Beleuchterbrücke aus gelingt es Giesel mit einer spektakulären Perspektive, von oben einen für Zuschauerinnen und Zuschauer sonst so nicht erfahrbaren ästhetischen Moment des Balletts festzuhalten. Leicht nach links aus der Mittelachse gerückt, sind sechs Schwäne im Kreis angeordnet und führen die Bewegung des Port de bras, das Heben der Arme, aus. Ihre gebeugten Körper sind synchron auf die Kreismitte ausgerichtet. Während sie ihr linkes Bein nach hinten strecken, liegen ihre Arme wie Flügel in der Luft. Durch den dunklen Grund des Bühnenbodens entsteht ein Kontrast mit den hell angestrahlten Körpern der Tänzerinnen. Die Dynamik der Komposition wird durch die Lichtflecken und die weißen Tutus, die an Schneeflocken erinnern, verstärkt. Es ist kein Zufall, dass diese Fotografie das Dezember-Kalenderblatt im Ilford-Kalender ziert, den Giesel 1997 gestaltet.
Rickie Lynne Giesel