Joachim Giesel, Porträt Ben Willikens, Hannover, 2000.
Ben Willikens ist gebürtiger Leipziger – im Winter 1943 erlebt er als Vierjähriger die Bombardierung der Stadt, die er 1947 mit seinen Eltern gen Westen verläßt. Seit über 50 Jahren beschäftigt er sich als Maler mit Architektur. Mit seinen illusionistischen Wand- und Deckenbildern erweitert, transformiert und transzendiert er Raum und Räume – „Wenn die Staffelei in die Architektur wächst, gelten andere Gesetze“. Zwischen 1986 und 2002 gestaltet Willikens in der Landeszentralbank Hannover drei großformatige Wandarbeiten sowie eine Deckeninstallation mit dem Titel Die unsichtbare Ordnung der Systeme. 1997 inszeniert Giesel in situ eine Aufnahme von dem Künstler, die 2004 in der Publikation Der Fotograf Joachim Giesel. Fünf fotografische Serien veröffentlicht wird. Beim Betrachten der Photographie wird deutlich, daß Maler und Photographen vieles miteinander verbindet: Beide bewegen sich in einem Farbspektrum zwischen Schwarz, Weiß und Grau. Beide inszenieren mit gesuchten Perspektiven den von ihnen gezeigten Raum, den sie mit Licht und Schatten erweitern. Und ist es wohl auch kein Zufall, daß beide die Leidenschaft für das Theater teilen; Willikens hat zahlreiche Bühnenbilder gestaltet. Allerdings: Während bei Giesel stets der Mensch im Mittelpunkt seiner Bilder stellt, verbannt Willikens diesen aus seinen gemalten Idealräumen. In Leipzig läßt sich einer seiner gleichermaßen barocken wie brutalistischen Architekturräume im Museum der Bildenden Künste beschauen, wo er das Deckenbild Leipziger Firmament gestaltet hat.
Martin Schieder