Joachim Giesel, Fließbandarbeiter (aus der Serie Der Mensch in der Gruppe), Hannover 1977.
„Ein zuverlässiger Helfer. Kranken- und Unfallhilfe-Organisationen, Feuerwehren und Werksunfalldienste – alle leisten mit dem VW-Krankenwagen seit Jahr und Tag schnelle Erste Hilfe.“ Bis heute werden im Volkswagen-Werk in Hannover die legendären Bullis hergestellt. Parallel zu der Stahlkonstruktion der Fabrik laufen die Fahrzeugreihen im zentralen Fluchtpunkt der Fotografie zusammen. Giesel hat die zwölf Fließbandarbeiter, unter ihnen zwei Frauen, von einer erhöhten Position aus fotografiert, um so eine Sicht auf die Werkhalle zu eröffnen. Die Personen in ihren Blaumännern und Schürzen wirken so, als hätten sie gerade ihren Arbeitsplatz im Produktionsablauf verlassen – Lackeimer, Werkzeugkoffer und Poliertuch in der Hand. Fließbandarbeiter⁎innen sind Teil eines größeren Fertigungsprozesses, bei dem sie eine spezifische, oft repetitive Aufgabe ausführen. Das Individuum ist dem Kollektiv untergeordnet, wodurch ein starkes Gemeinschaftsgefühl entsteht. 1972 werden in der BRD von VW rund 250.000 Bullis produziert, in der DDR laufen im selben Jahr etwa 18.000 Kleintransporter wie der Barkas B 1000 vom Band. Um dem Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zu begegnen, verkauft VW 1984 die Lizenz für den Viertaktermotor 111 an die DDR, vertreten durch Alexander Schalck-Golodkowski. In Karl-Marx-Stadt rollt im Mai 1990 der erste Trabant mit VW-Motor vom Band. „In Hannover hatten wir eine Fertigungsstraße für den 111 zu viel, die konnte ich anbieten“, erinnert sich der damalige VW-Vorstandsvorsitzende Carl Hahn.
Rickie Lynne Giesel