Grenzland–Niemandsland

Selbstgebaute Großformatkamera, 1980. (Besitz Joachim Giesel)

Von 1958 bis 1961 erlernt Joachim Giesel das Fotohandwerk in Hannover. Mitte des 20. Jahrhunderts liegt der Schwerpunkt in der Ausbildung noch auf technischen Aspekten. Sein Arbeitsheft aus der Berufsschulzeit enthält neben Aufzeichnungen über die chemischen Prozesse von der Negativentwicklung bis zum fertigen Abzug auch Beschreibungen von Fotoapparaten wie die Linhof Technika und das Modell III G von Leica. In seiner Karriere wird Giesel auf ein ganzes Reservoir von analogen und später auch digitalen Kameras zurückgreifen, um seine Projekte zu realisieren. Ausgerüstet mit Kleinbildkameras der Leica M-Serie (35mm), einer Hasselblad 500c im Mittelformat (6×6) sowie einer großformatigen Cambo Wide (9×12), trifft man Giesel bei der Arbeit an. Stets liegt jedoch auch ein Farbfilm bereit, der bei Terminen für Werbeaufnahmen unverzichtbar ist. Nicht selten trägt Giesel gleich mehrere Apparate um den Hals. Für das Projekt Grenzland–Niemandsland (1965–1989) konzipiert er eigens eine Großformatkamera, für die ihm eine historische Plattenkamera als Vorbild dient. Auf diese Weise kann er Planfilme verwenden, die großformatiger als handelsübliche Negativfilme sind sowie Aufnahmen ermöglichen, welche sich durch eine hohe Tiefenschärfe und Detailgenauigkeit auszeichnen, um seinen Ansprüchen gerecht zu werden.

Adrian-Rezan Öner