Stifterinnen und Stifter

Joachim Giesel, Porträt Anand Steinhoff (aus der Serie 100 Hannoversche Köpfe), Hannover, 2006.

Text zitiert aus:

Karen Roske: Anand Steinhoff, in: Joachim Giesel, Anne Weber-Ploemacher und Tino Zeyen (Hg.): 100 Hannoversche Köpfe, Hameln, 2006, S. 184.

In der Design-Szene gilt Anand Steinhoff als große Ausnahmeerscheinung. Doch er bildet sich nichts darauf ein. Ich mache eben vieles anders als die anderen“, sagt er unaufgeregt, und ich bin immer noch einer der jüngsten in der Branche.“ Der 35jährige im dezenten Anzug mit offenem Hemd kragen hebt sich schon rein äußerlich ab: Er ist in Indien geboren und wurde im ersten Lebensjahr von seinen Eltern adoptiert, wie auch seine zwei Schwestern. Das Ehepaar Steinhoff zählte damals zu den ersten Deutschen, die indische Kinder adoptierten. Anand Steinhoff ist daran gewöhnt, aufzufallen. Als Inhaber des Einrichtungshauses Steinhoff arbeitet er daran, mit exklusiven Möbeln, Trend setzenden Designs und immer neuen Marketingideen aus der Masse hervorzustechen. Darauf beruht ein Gutteil seines Erfolgs. 2005 eröffnete Poggenpohl-Küchen den ersten Shop-in-Shop in seinem Einrichtungshaus am Braunschweiger Platz. Die Zeitschrift „Schöner Wohne“ wählte es zum wiederholten Mal zu einer der besten Adressen in Deutschland. In der Branche macht Steinhoff auch mit dem von ihm gegründeten Internet-Portal „Stylepark“ von sich reden, der ersten Plattform für Architekten, Designer, Bauherren und Designinteressierte. In Hannover ist sein Geschäft auch für gesellschaftliche Events bekannt, wie Whiskyprobe oder Casino-Abend. Das Einzugsgebiet der Kunden ist bundesweit, private und Firmenaufträge halten sich dabei die Waage. In Hannover sind diverse Arbeiten des Lifestyle-Einrichters öffentlich zu sehen und für jedermann einmal auszuprobieren, etwa die Restaurants Pier 51, Gallo Nero, Gondel, Mövenpick, Opus und die Schlossküche Herrenhausen. Die private Kundschaft reicht von Hollywood Stars, die sich eine Wohnung in Berlin einrichten lassen, bis zu jungen Normalverbrauchern, die ihr erstes Designerstück erstehen. Den sechs Einrichtungsberatern inklusive Anand Steinhoff geht es dabei immer zuerst darum, die Charaktere und Lebensstile ihrer Auftraggeber kennen zu lernen. „Ich bringe kein vorgefertigtes Konzept mit. Die Gestaltung muss sich daran orientieren, wie die Menschen leben: Haben sie zum Beispiel häufig Gäste, oder sind sie sehr viel unterwegs? Das schafft ja unterschiedlichen Bedarf. Und die Einrichtung sollte ein Spiegel ihrer Persönlichkeiten sein.“ Da wundert es nicht, dass in Steinhoffs eigener Altbauwohnung im Zooviertel einige asiatische Möbel stehen. Mit welchen Stücken er sie kombiniert hat, verrät er nicht. Nur so viel: Zu Hause ist mein Stil geradlinig und hell in Naturfarbtönen. Weil ich mich jeden Tag mit neuen Einrichtungen beschäftige, bin ich froh, in den eigenen vier Wänden Ruhe und Kontinuität zu finden.“ Neue Ideen sammelt er auf Reisen. „In Asien kennen wir uns gut aus“, beschreibt er das Lieblingsziel der ganzen Familie. Heute sind Indien und China, die sich rasant entwickeln, aufregender denn je. Meist kommt die Inspiration aber aus anderen Bereichen als Architektur und Einrichtungsdesign.“ Anand Steinhoff zieht viele Anregungen aus der Mode, die immer wieder neue Materialien, Farben und Formen ins Spiel bringt. Das ist kein Zufallsfund, sondern seine frühere Profession: Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre hat er mehrere Jahre in Mailand bei einem Modedesigner gearbeitet. Das Faible für Mode verbindet ihn übrigens mit seiner Freundin, die in München ein Modegeschäft betreibt. Manche Mode- und Designermesse in Berlin oder Mailand besuchen sie gemeinsam. Wenn beide frei haben, unternehmen sie häufig Kurztrips nach Amsterdam, London oder anderswo. Aus seiner Zeit in Mailand hat er noch Freunde in Italien, außerdem sein fließendes Italienisch. „Dieser direkte Draht macht natürlich Spaß“, sagt er, der außerdem Englisch, Französisch und Badisch spricht, mit seiner Mutter hat er nämlich nach der Trennung der Eltern in Freiburg gelebt.

1995 stieg er in dritter Generation ins Familienunternehmen Steinhoff ein und kam nach Hannover. 2004 übernahm er die Firma mit einem Mitgesellschafter von seinem Vater Peter Steinhoff. Auch der ist bereits über die Fachkreise hinaus bekannt geworden. Er baute 1989 das preisgekrönte Geschäftshaus mit halbrunder Aluminiumfassade und zwei roten Stäben, die darüber in den Himmel ragen. Das Gebäude fällt an der großen Kreuzung und aus der Bahn jedem sofort ins Auge. Und es ist immer noch modern!“