Joachim Giesel, Porträt Robert Simon (aus der Serie 100 Hannoversche Köpfe), Hannover, 2006.
Text zitiert aus: Mark Preisegger: Robert Simon, in: Joachim Giesel, Anne Weber-Ploemacher und Tino Zeyen (Hg.): 100 Hannoversche Köpfe, Hameln, 2006, S. 182.
„Ich habe den Sprung ins kalte Wasser gewagt und Ihn nie bereut“, bilanziert Robert Simon über zwanzig Jahre seines Lebens im Zeichen der Kunst, ohne auch nur einen Moment den Blick nach vorne zu verlieren. Viel lieber, das merkt man ihm an, möchte er über das Gegenwärtige sprechen, die Wirkung von Skulpturen im öffentlichen Raum, neue Konzepte und leuchtende Projekte. Nur im Schnelldurchlauf beantwortet der Galerist die Fragen zu seiner persönlichen Vorgeschichte. Aufgewachsen im hessischen Gudensberg, absolvierte Robert Simon erst eine Lehre als Versicherungskaufmann und dann ein Studium der Betriebswirtschaft. Mit 26 Jahren war er Pressesprecher einer Versicherungsgruppe in Hannover. Schon zu dieser Zeit hatte Simon aber auch die Kunst für sich entdeckt; eine fortwährend glühende Sammelleidenschaft war entfacht.
1981 eröffnete Robert Simon in der Königsworther Straße die Galerie kö 24, um junge Künstler zu fördern. Mit Erfolg, wie sich schon bald zeigte: 1984 erhielten gleich mehrere Nachwuchstalente aus dem Galerieprogramm den begehrten Villa-Massimo-Preis. In der Versicherungsgruppe war Simon mittlerweile verantwortlich für den gesamten Marketingbereich, doch 1985 schied der damals 39jährige aus, um sich voll und ganz der Kunst zu widmen. Der mutige Schritt in die professionelle Galeriearbeit ging schnell über den klassischen Rahmen hinaus. „Würden wir nur Bilder verkaufen, wären wir schon längst pleite“, verdeutlicht Simon, der seit vielen Jahren von seiner Ehefrau Heide unterstützt wird. Schwerpunkt sei vielmehr die konzeptionelle Beratung von Wirtschaftsunternehmen. „Ich biete ihnen eine Partnerschaft, in der sie über die Kunst ihr Image nach innen und nach außen beeinflussen können“, so Simon. Dass er selbst einst die Öffentlichkeitsarbeit eines Konzerns lenkte, dürfte dabei durchaus von Nutzen sein. Doch der Kunstmanager zieht seine Kreise bei Weitem nicht nur in der Unternehmenskultur. „Es ist schon immer mein zentrales Anliegen gewesen, Leute zu erreichen, die nicht in Galerien oder Museen gehen“, erklärt Robert Simon. So organisierte er 1986 und 1987 zwei Ausstellungen deutscher Stahlbildhauer mitten im Stadtbild Hannovers und legte damit den Grundstein für die weltweit einzigartige Skulpturenmeile. „Wenn sie so wollen, ist es ein Freilichtmuseum“, beschreibt Simon das Ensemble, das sich heute über acht Werke vom Friederiken- bis zum Königsworther Platz erstreckt.
Die Standorte sind nicht eben beschaulich, doch genau das macht den besonderen Reiz des Projektes aus. „Ich wollte ausloten, was man mit Skulpturen in einer Verkehrsschneise bewirken kann“, weist der Initiator etwa auf die „Rote Symphonie“ des amerikanischen Bildhauers John Henry hin. Mitten auf dem Königworther Platz setzt die 16 Meter hohe und 18 Meter breite Stahlskulptur seit dem Sommer 2000 ein imposantes Zeichen. „Das ist ein Platz, der eigentlich gar kein Platz mehr ist“, so Simon über den Verkehrsknotenpunkt. „Ich wollte Ihm ein Zentrum geben, ihn via Kunst markieren.“ Auch mit der Gestaltung des Kerner-Platzes in Stuttgart oder den Skulpturenensembles in Hildesheim verfolgt Robert Simon sein liebstes Anliegen. „Mich reizen Auseinandersetzungen mit Stadtbildern“, bestätigt der 60jährige Kreativkopf. Leuchtende Beispiele seiner Leidenschaft sind seit September 2005 auch auf dem Georgsplatz in Hannover erlebbar. Acht „Licht-Kunst-Bänke“ aus Edelstahl und Glasbausteinen bieten sich dort als Sitzgelegenheiten an und entfalten bei einbrechender Dämmerung ein faszinierendes Farbspiel der Illuminationen. Die in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Künstler Francesco Mariotti entwickelten Funktionsskulpturen werden in einer limitierten Auflage reproduziert und über die Galerie ko 24 vertrieben. Besonders einleuchtend sind Robert Simons Ideen, wo sie sich scheinbar spielend über Grenzen hinwegsetzen. „Ich habe mich gefragt, warum sich ein Museum nach Öffnungszeiten richten muss“, erklärt Simon sein ehrenamtliches Engagement für das erste „24-Stunden-Museum der Welt“, dessen Erfinder, Stifter und künstlerischer Leiter er ist. Direkt in der Celler Altstadt, im Kunstmuseum Celle mit Sammlung Robert Simon, werden tagsüber Werke aus den Bereichen der Malerei und Skulptur gezeigt. Nach Einbruch der Dunkelheit wird im Foyer eine umfangreiche Lichtkunst aktiviert, die sich von außen über großzügige Glasfronten einsehen lässt. Denn Kunstbegeisterung kennt keine Schlusszeiten.“