Promis

Joachim Giesel, Porträt Dirk Roßmann (aus der Serie Photo-Portraits aus Hannover), 1986.

„Ich halte die Leute zur Sparsamkeit an!“, erklärt Dirk Roßmann, einer der reichsten Menschen Deutschlands und Gründer der Drogeriemarktkette Rossmann, sein ökonomisches Selbstverständnis. Bereits als Jugendlicher arbeitet Roßmann im elterlichen Geschäft, bevor er 1972 in Hannover den ersten Drogeriemarkt mit Selbstbedienung eröffnet. Durch Einsparung von Personalkosten und den Wegfall der Preisbindung für Drogerieartikel kann er seine Produkte günstiger anbieten. Ein Geschäftsmodell, mit dem sich sein Unternehmen in wenigen Jahren zu einer der größten Drogerieketten Europas mit heute über 4.700 Filialen, mehr als 62.000 Mitarbeiter⁎innen und einem jährlichen Umsatz in Milliardenhöhe entwickelt. Zugleich ist sich Roßmann seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst, die sich unter anderem in der Gründung einer eigenen Stiftung, der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung, zur Förderung von sozialem Engagement widerspiegelt. Als Giesel ihn 1986 fotografiert, ist dieser bereits ein führender Unternehmer in Deutschland. Das Porträt zeigt ihn im Maßanzug in einem Sessel sitzend, umgeben von Objekten, die seinen Wohlstand spiegeln – Gemälde, Diwan, Kerzenleuchter und Straußeneier auf dem Beistelltisch. Die Kulisse, aus der er zurückhaltend in die Kamera blickt, wirkt sorgsam arrangiert. Ganz anders begegnet er uns in einer Fotografie für die Publikation 100 Hannoversche Köpfe (2006): In schlichter Alltagskleidung steht Roßmann als einfacher Kunde seines eigenen Geschäftes vor einem Weinregal. In seinem Einkaufwagen befinden sich Waschmittel, Glasreiniger, Apfelsaft und Toilettenpapier.

Marietta Mann