Stifterinnen und Stifter

Joachim Giesel, Porträt Thomas Mang (aus der Serie 100 Hannoversche Köpfe), Hannover, 2006.

Text zitiert aus: Dorit Amelang: Thomas Mang, in: Joachim Giesel, Anne Weber-Ploemacher und Tino Zeyen (Hg.): 100 Hannoversche Köpfe, Hameln, 2006, S. 126.

„Kräftiger Händedruck, klarer Blick, Bürstenhaarschnitt. Die goldenen Knöpfe am Ärmel seines dunkelblauen Anzugs vibrieren bei der Begrüßung. Die Bremer Mundart unterstreicht die Schnittigkeit, mit der Thomas Mang auftritt. Selbst die zahlreichen Interviews nach der Bilanzpressekonferenz scheinen den Präsidenten des Sparkassenverbandes Niedersachsen nicht zu ermüden. Eigenschaften wie Ehrgeiz und Geduld sind es, die dem 46jährigen seit seiner Kindheit diese Zähigkeit verleihen. Aus bescheidenen Verhältnissen kämpft er sich nach oben. Er ist ein „Sparkassengewächs“ und legt innerhalb von 19 Jahren eine Karriere vom Auszubildenden zum Vorstand hin. „Ich wollte gern einen anspruchsvollen Beruf lernen und wurde durch meine Familie geprägt“, erinnert sich Thomas Mang. Sein Onkel war Sparkassen-Vorstand und seine Mutter arbeitete ebenfalls bei der Bremer Sparkasse. In der Ausbildung löchert er ältere Kollegen mit Fragen, bleibt hartnäckig und lernt schnell. Mit Mitte Zwanzig fällt er seine erste Kreditentscheidung. „Natürlich habe ich auch Fehler gemacht. Daraus habe ich gelernt.“ Die Faszination für das Kreditgeschäft bleibt: „Alle Lebenslagen werden durch Geld sichtbar – Lottogewinn, Erbschaft, Insolvenz, Scheidung – das ist spannend.“ Er entwickelt ein gutes Gespür dafür, welchen Kunden er vertrauen kann und welche Unternehmen gut geführt werden. Bis 1996 führt er selbst zwei Tochtergesellschaften, trägt die Verantwortung für das Kreditgeschäft der Sparkasse Bremen und sitzt im Bewilligungsausschuss der Bürgschaftsbank.

Eine steile Karriere, doch Thomas Mang ist nicht am Ziel, sondern am Anfang: „Ich wollte den nächsten Schritt zum Vorstand gehen und habe mich einfach auf eine Anzeige beworben“, erzählt er. Seine Frau Reina-Susanne, die ihn zunächst ermutigt, „ist dann doch ein bisschen wehmütig“ als tatsächlich die Zusage kommt. Beide gehen für drei Jahre nach Saarbrücken. Doch für Mang, Bremer mit Leib und Seele, steht fest, dass er auf jeden Fall nach Norddeutschland zurückkehren will. „Das ist einfach meine Mentalität.“ Doch darauf muss er noch warten. Im Jahr 2000 ist er zunächst beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband in Berlin als Vorstand für Markt und Personal zuständig. Zum ersten Mal bewegt sich der Banker an der Schnittstelle zwischen Politik und Ökonomie. Keine leichte Aufgabe. Doch ihm gelingt das geschickte Eintauchen in die politische Szenerie, denn der „Job“ macht ihm richtig Spaß. Es liegt an seiner Arbeitsweise: Er entscheidet eher mit nicht hundertprozentiger Sicherheit als etwas unnötig herauszuzögern. Der lange Atem geht dem ehemaligen Fußballspieler dabei nicht aus: „Ich kann auch dicke Bretter bohren, was mitunter seine Zeit dauert.“ Drei Jahre sammelt er im Spitzenverband seine Erfahrungen. Er trainiert das Abarbeiten von zähen Fragestellungen und das Ringen mit vielen Interessengruppen. Er beschreibt es in einem Bild: „Alle sitzen an einem Tisch und jeder versucht ein Stück der Tischdecke etwas mehr zu sich zu ziehen. Am Ende sollte die Tischdecke jedoch noch immer auf dem Tisch liegen.“

Es zieht ihn wieder in den Norden. Und Thomas Mang verknüpft damit den nächsten Schritt in seiner beruflichen Karriere. Im Februar 2003 geht er als Präsident des Sparkassenverbandes Niedersachsen nach Hannover. Hier vertritt er die Interessen von 47 Sparkassen zum Beispiel bei der Novellierung des Sparkassengesetzes des Landes. Er fühlt sich wohl in Hannover. Heimat ist für ihn vor allem sein privates Refugium und die Menschen in seiner Umgebung. Mit seiner Frau richtet er sich ein Haus mit Garten in Isernhagen-Süd ein, Spaziergänge mit den beiden Hunden, Gartenarbeit oder die Begleitung seiner Frau zu Dressurturnieren geben ihm immer wieder den richtigen Schwung. Es ist die andere Seite des Verbandspräsidenten: naturverbunden, tierlieb, heimatverbunden.

Auch das Bild von Jerry Zeniuk hinter seinem Schreibtisch spiegelt diesen Dualismus wieder. Das imposante Gemälde mit den bunten Tupfen ist der „Ausreißer“ in seinem sehr funktional und modern eingerichteten Büro. „Ich mag Zeniuk, das Bild belebt mich, gibt mir Kraft und durch das Wechselspiel der Farben viel positive Energie“, erklärt Mang seine Wahl aus dem Fundus der Niedersächsischen Sparkassenstiftung. Als dessen oberster Entscheider mischt er sich gerne ein, vertraut jedoch auf das Fachwissen von Geschäftsleitung und Kuratorium. Loslassen, Verantwortung abgeben, Fehler zulassen. Auch dies ist ein Eindruck vom Mann mit dem exakten Kurzhaarschnitt.“